Donnerstag, 17. Juli 2008

Fragestunde

Wenn sich schon jemand meine Blogeinträge durchliest und sich auch noch die Mühe macht, mich anzuschreiben und mir die eine oder andere Frage stellt, so freut mich dies natürlich und halte es für meine Pflicht, zu antworten. So gelangt auch Leni zu ihrer Antwort. Zwar wollte ich die Antwort per Mail schicken, jedoch war in der Mail-Adresse irgendwie der Wurm drinnen, weshalb ich es einfach hier veröffentliche. Hoffe, das ist für Leni in Ordnung.

  • Ich war vor 2 Wochen im Burgenland und habe von einem Bekannten gehört, dass der Erich Stekovics (Tomatenzüchter aus Frauenkirchen) seinen Tomaten sehr wenig Wasser gibt und diese so an diesen permanenten Wassermangel gewöhnt sind, dass es ihnen auch gar nichts mehr ausmacht. Irgendwie traue ich mich nicht, meine Tomaten ein paar Tage lang einfach nicht mit Wasser zu versorgen. Das macht sich auf einem sehr heißen und sonnigen Westbalkon nicht so gut .... die lassen sofort die Blätter hängen.
Ich kenne die Methode von Stekovics. Zum einen bindet er seine Tomatenpflanzen nicht hoch, sondern läßt sie ranken, zum anderen werden sie nur vom Regen gegossen. Als Unterlage kommt Strohmulch zum Einsatz. Er geizt auch nicht aus, was in Kombination mit dem am Boden ranken dazu führt, dass Triebe wiederum wurzeln um zu Wasser und zu Nährstoffen zu gelangen.
Dieses System funktioniert in seiner Gegend (Burgenland, Seewinkel) mit wenigen Regentagen, hohen Temperaturen und fast ständigem Luftzug hervorragend, bei uns in Tirol oder OÖ wird diese Methode jedoch wahrscheinlich scheitern. Nicht des fehlenden Wassers im Boden wegen. Bei Stekovics regnet es zwar auch (wenn auch deutlich weniger), aber durch den Strohmulch bleibt die Feuchtigkeit eher im Boden und verdunstet nicht so leicht - außerdem trocknen die Pflanzen klimatisch bedingt (Temperatur, Wind, NS) schneller. Bei uns würde sich die Braunfäule rasend schnell ausbreiten. Weiters benötigt S. für seine Methode riesige Flächen, die der normale Hobbygärtner im Regelfall nicht hat.

  • Hast du das denn selbst schon mal versucht, die Pflanzen mit möglichst wenig Wasser großzuziehen? Kann man die Pflanzen daran ev. langsam gewöhnen? Das wäre nämlich auch schon deswegen gut, weil man dann wenigstens mal ein paar Tage wegfahren kann, ohne einen 'Pflanzensitter' suchen zu müssen, der die Pflanzen gießt.
Tomatenpflanzen, die in der Erde und nicht im Topf stehen, können theoretisch auch mit weniger Wasser auskommen. Gerade beim Setzen der Pflanzen Mitte Mai gieße ich sie 1x an und lasse sie dann mindestens eine bis 2 Woche davon zerren. Vorteil: Die Pflanze bildet auf der Suche nach Wasser ein größeres Wurzelsystem als bei ständigem Gießen. Durch das ausgeprägtere Wurzelsystem tut sich die Pflanze bei der Nährstoffaufnahme natürlich leichter und erleidet weniger Nährstoffmängel, wie wir sie aus der Topfhaltung kennen. Ich habe ein Foliengewächshaus, in dem ich 12 Tomatenpflanzen in die Erde gesetzt habe. Bei einer Hitzeperiode gieße ich vielleicht höchstens 1x die Woche, wenn es kühler ist wie jetzt, dann vielleicht alle 2-3 Wochen. Die Wurzeln sind allerdings so stark ausgeprägt, dass sie bis außerhalb des Tomatenzeltes reichen und von dort Wasser aufnehmen.

Bei der Topfhaltung ist die Sache anders. Hierbei ist wichtig, dass die Erde im Topf nicht zu stark austrocknet. Die Pflanzen können die Nährstoffe über die Wurzeln nur in ionisierter Form (im Wasser gelöst) aufnehmen. Wenn die Erde komplett trocken ist, dann ist eine Nährstoffaufnahme nicht möglich und ein Wachtumsstopp tritt ein. Für Pflanzen mit stark begrenztem Wurzelbereich (Topf) eine Extremsituation.
Was kannst du jetzt machen, damit du nicht ständig gießen mußt? Ein Topf, der in der prallen Sonne steht, erhitzt sich an manchen heißen Tagen schon mal im Inneren auf 50-60°C. Das gespeicherte Wasser verdunstet dabei recht schnell. Wichtig ist, dass der Topf komplett beschattet wird um diese hohen Temperaturen zu vermeiden. Weiters ist ein Mulchschicht als Verdunstungsschutz zu empfehlen. Grasschnitt, Stroh, Tomatenblätter oder dergleichen eignen sich besonders. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Pflanzen mit Beschattung der Töpfe und Mulchschicht mindestens 3x weniger Wasser benötigen als ohne diesen Maßnahmen.
Mit einfachen Bewässerungssystemen wie z.B. Blumat-Tonkegeln kann man/frau auch schon mal einige Tage auf Urlaub fahren, ohne dass der Nachbar sich beim Gießen an den heiligen Tomaten vergreift. ;-)

  • Und gibt es irgendeinen natürlichen Dünger (außer Brennnessellauge .... blubbert gerade schon vor sich hin), den du f. Tomaten noch empfehlen würdest? Eierschalen, eisenhältiges Wasser aus meiner Gusseisenteekanne, Pferdeäpfel, Kuhmist, ....?
Brennnessellauge als Dünger bietet sich an. Ich verwende sie jedoch sehr sparsam. Zu viel Stickstoff, der in der Lauge vorhanden ist, führt zu verstärktem Blattwachstum und können andere Nährstoffe ins Minimum bringen. Brennnessellauge verwende ich fast ausschließlich in der Wachstumsphase. Ab Juli nur noch ganz spärlich. Beim Setzten habe ich etwas mineralischen Tomatendünger (Langzeitdünger), Hornspähne und Urgesteinsmehl in die Töpfe beigefügt. Dies hält mindestns für 2 Monate. Danach gabe ich, wenn Pflanzen einen Nährstoffmangel erkennen lassen, einen flüssigen Dünger ins Gießwasser. Hin und wieder gebe ich etwas reifen Kompost in die Töpfe. Vielleicht 3-4x in der Saison.
Pferdeäpfel oder Kuhmist (wenn abgelagert) werden auch funktioneren. Diese kommen bei mir allerdings nicht zum Einsatz, da meine Hunde dies als Delikatesse sehen und mir so meine Tomatenpflanzen ausgraben würden.

4 Kommentare:

  1. Vielen lieben Dank f. die wirklich ausführliche Antwort.
    Ich werde nach der Tomatenernte dann mal mein Ergebnis präsentieren.

    LG
    Leni

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  2. Mach das. Würde mich freuen. Wenn du wieder Fragen hast... du weißt wohin du dich wenden kannst. ;-)

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  3. Deine Seite ist ja super, durch Zufall entdeckt und gleich zum Favoriten erklärt. Du bist ja ein richtiger Tomatenspezialist. Da habe ich einiges dazu gelernt.
    Lieber Gruß
    von Edith

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  4. Danke, Edith. Aber als Spezialist würde ich mich nicht bezeichnen. Da gibt es einige andere, die über den Tomatenanbau deutlich mehr wissen als ich.

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